Ab in den Garten! - Geschichte eines inklusiven Gartenworkshops

himmelbeet Presse

Eine Schale mit Feuerbohnen und den Hülsen

*** English version below! ***

Im Rahmen des Projekts Ab in den Garten! bieten wir inklusive Gartenführungen und Workshops für Erwachsene mit Barrieren wie körperlichen oder geistigen Behinderungen oder einer Sprachbarriere an.

Die Checkliste: Ist alles bereit?

Es ist nicht das erste Mal, dass wir das tun, und unsere Checkliste umfasst jedes einzelne Detail. Wir kommen in den Flow der vor Ort Vorbereitung: "Ich bereite die Stühle vor und du erntest die Kräuter...". Trotzdem sind Meike und ich ein bisschen nervös. Wir wollen, dass sich unsere Gäste wohlfühlen, dass ihre Bedürfnisse erfüllt werden, dass sie Spaß haben, dass sie etwas lernen, dass sie die bestmögliche Erfahrung machen. Wir sind vorbereitet, aber keine Experten, und es ist immer noch ein Lernprozess. Für meine Kollegin Meike ist es eine Herausforderung, in einfacher Sprache zu sprechen, denn sie muss ständig darauf achten, was sie sagt und es anpassen. Für mich, die keine deutsche Muttersprachlerin bin, ist meine natürliche einfache Sprache endlich ein Vorteil! Das Sprechen einer leichten Sprache ist ein wichtiger Aspekt dieser Workshops, um sie für Menschen zugänglich zu machen, die aus verschiedenen Gründen eine komplexe deutsche Sprache nicht verstehen.

Wir gehen das Programm und die Teilnehmerliste gemeinsam durch: "Wir treffen sie also am Eingang des Friedhofs und kommen hier zusammen.
Der Stuhlkreis hat 5 freie Plätze für Rollstühle. Los geht's!"

Ankommen und den Garten erkunden

Als wir ankommen, steigen sie gerade aus den Fahrzeugen aus. Obwohl der Weg zum Garten größtenteils gepflastert ist, ist er uneben, und ich helfe, einen der Rollstühle zu schieben. Ich habe das Gefühl, eine große Verantwortung zu tragen, und bin eingeschüchtert: Ich möchte nicht, dass die Person, die ich schiebe, von den Buckeln und Löchern in den Wegen durchgeschüttelt wird! Ein Betreuer muss zwei Rollstühle schieben, einen mit jeder Hand, und ich bin sehr beeindruckt.

Endlich kommen wir im Garten an!  Es ist ein bisschen frisch und wir verteilen Decken und Tee. Nach einer Vorstellungsrunde beginnen wir mit der ersten Aktivität: die Entdeckung des Gartens durch Gegenstände. Mit geschlossenen Augen entdeckt jeder Teilnehmer die Form und das Material eines Gegenstandes, der eine Funktion des Gartens repräsentiert: eine Schale mit getrockneten Riesenbohnen als Symbol für unsere Pflanzenvielfalt, eine Kindergießkanne, um unsere Aktivitäten mit Kindern zu erwähnen, ein Insektenhotel, um über Biodiversität zu sprechen. Metall, Holz, Plastik, Pflanzen: jedes Objekt bringt unterschiedliche Eindrücke mit sich. Während der Diskussionen tauschen die Teilnehmer ihre Erfahrungen mit dem Gärtnern, Kochen und Essen aus. Einige kennen sich nicht so gut mit Gemüse aus und essen lieber Hühnchen, was alle zum Lachen bringt!

Nach einer Pause, die Gelegenheit bietet, den Garten zu entdecken und zu plaudern, verteilen wir weitere Schals, Pullover und Tassen mit Tee, denn einigen Teilnehmern ist kalt: Es ist schwieriger, sich warm zu halten, wenn man nicht laufen oder herumspringen kann.

Die Kräuter im ElisaBeet

Wir sammeln uns um einen Tisch für den zweiten Teil: die Entdeckung der Kräuter! Frisch geerntet, bereits getrocknet, was ist der Unterschied? Können wir sie an ihrem Geruch, ihrem Geschmack, ihrer Form erkennen? Ja, Bohnenkraut riecht sehr nach Thymian! Wir besprechen auch ihre Verwendung, ob kulinarisch oder medizinisch, und wie sie zubereitet werden können. Aber es ist schon wieder Zeit für etwas Praktisches, nämlich: die Herstellung von Kräutersalz! Salbei, Rosmarin, Bohnenkraut, oder alles zusammen? Jeder wählt aus und stellt seine eigene Mischung her. Jemand reibt fleißig Zitronenschalen, die ebenfalls in die Mischung kommen. Wir helfen uns gegenseitig beim Zerkleinern der getrockneten Kräuter, beim Schneiden der frischen, beim Mischen und Füllen der Gläser. Trotz der Sprachbarriere unterhält sich unsere belgische Praktikantin Ksenija intensiv mit einem Teilnehmer. Dann kommt der letzte Schritt: ein Etikett schreiben und die Gläser schmücken.

Feedbackrunde

Ist es schon Zeit zu gehen? Diese 2 Stunden sind sehr schnell vergangen! Es bleibt keine Zeit mehr für unseren Bewertungsbogen, aber die Teilnehmer können ihn mit nach Hause nehmen und ausgefüllt per Post schicken.  Dieses Feedback ist für uns sehr wichtig und ermöglicht uns, unser Angebot anzupassen. Eine erste Auswertung und Anpassung der Workshops hat bereits zwischen 2022 und 2023 stattgefunden. Wir wollen weiterhin inklusive Aktivitäten anbieten und Menschen einladen, die aufgrund von Barrieren weniger Zugang zu Grünflächen und Gartenworkshops haben. Laut unserer Inklusionsberaterin sind wir auf einem guten Weg! Es gibt jedoch noch viel zu tun, und wir arbeiten jedes Jahr hart daran, den Garten für alle zugänglicher zu machen. Bessere Wege im Gemüseacker und mehr Rollibeete sind einige der nächsten Schritte!

Ich übernehme wieder die Rolle des Rollstuhlschiebers und obwohl ich mich damit nicht wohler fühle, genieße ich es, unterwegs zu plaudern: Wir kennen uns jetzt ein bisschen! Zurück im Garten klatschen wir uns ab, lächeln und tauschen unsere Eindrücke aus: es ist gut gelaufen! Nächstes Jahr werden wir allerdings keine Workshops mehr nach September anbieten, damit den Teilnehmern nicht kalt wird. Ich hoffe, die Teilnehmer haben auch etwas Positives mit nach Hause genommen: Eindrücke, Wissen... Was macht das (Kräuter-)Salz des Lebens aus!

Ab in den Garten! - Story of an inclusive garden workshop

Within the project “Ab in den Garten!”, we offer inclusive garten tours and workshops for adults experiencing barriers, like physical or mental disabilities or a language barrier.

The checklist: Is everything ready to go?

It is not the first time we are doing this, and our checklist includes every single detail. We get in the flow of on-site preparation “I am preparing the chairs and you harvest herbs?”. Still, Meike and I are a bit nervous. We want our guests to feel comfortable, to have their needs met, we want them to have fun, to learn something, to have the best experience possible. We are prepared but we are no experts and this is still a learning process. For my colleague Meike, speaking in easy language is challenging, as she has to constantly watch and adapt what she says. For me, who is not a native german speaker, my natural easy language is finally an advantage! Speaking an easy language is an important part of these workshops, making them accessible to people who, for various reasons, do not understand a complex German language.

We go through the program and the participants list together : “So, we meet them at the entrance of the cemetery, and come together here. The chair circle has 5 free spots for the wheelchairs. Let’s go!”

Ein Foto im Gegenlicht der Abendsonne. Im Vordergrund eine Gießkanne, im Hintergrund unscharf ein Mensch mit einem Gartenschlauch in der Hand.

Arriving and Exploring the Garden

As we arrive, they are getting off the vehicles. Though mostly paved, the way to the garden is rough, and I help push one of the wheelchairs. It feels like a big responsibility and I am intimidated : I don’t want the person I am pushing to be tossed about by the bumps and holes in the paths! One care-taker has to push two wheelchairs, one with each hand, and I am very impressed.

Finally we make it to the garden!  It’s a bit chilly and we are distributing blankets and tea. After an introduction round, we start with the first activity : discovering the garden through objects. With closed eyes, every participant explores the shape and material of one object which represents a function of the garden : a bowl of dried huge beans as a symbol of our crop diversity, a child watercan to mention our activities with kids, an insect hotel to talk about biodiversity. Metal, wood, plastic, plants : each object brings different sensations. Along the discussions, participants share their experience with gardening, cooking and eating. Some are not so familiar with veggies and rather eat chicken, which makes everyone laugh!

After a break which gives the opportunity to explore the garden and chat, we distribute more scarfs, pullovers and cups of tea, as some participants are cold: it is harder to stay warm when you can’t walk or jump around.

The Herbs of ElisaBeet

We gather around a table for the second part : discovering herbs! Freshly harvested, already dried, what is the difference? Can we recognize them from their smell, their taste, their shape? Yes, savory smells a lot like thyme! We also discuss their use, whether culinary or medicinal, and how they can be prepared. But it’s already time for something hands-on again, namely : preparing herbal salt! Sage, rosemary, savory, or everything together? Each person gets to choose and compose their unique mix. Someone is enthusiastically grating lemon zest, also to be added to the mix. We help each other with the process of crushing dried herbs, cutting fresh ones, mixing and filling glasses. Despite the language barrier, our Belgian Ksenija is in deep conversation with one of the participants. Then comes the final touch: writing a label and decorating the jars.

Menschen erleben den Garten mit geschlossenen Augen

Feedback Round

It’s already time to leave? Those 2 hours went by very fast! There is no time left for our evaluation form, but the participants can take them home and send them filled per mail. Getting this feedback is really important to us, and enables us to adapt our offer. A first evaluation and adaptation of the workshops has already taken place between 2022 and 2023. We want to keep on offering inclusive activities and invite people who might have difficulties accessing green spaces and gardening workshop because of the barriers they experience. According to our inclusion counselor, we are on good tracks! There is still a lot to be done though, and each year we are working hard to make the garden more enjoyable for everyone. Better paths in the veggie garden and more wheelchair-accessible raised beds are some of the next steps!

I take my role of wheelchair pusher again and, though not feeling more comfortable, I enjoy chatting on the way: we now know each other a bit! Back to the garden, we high-five, smile and share our impressions : it went well! Next year, we will not offer workshops after September though, to avoid participants getting cold. I hope the participants took something positive home, too : impressions, knowledge… What makes the (herbal) salt of life!

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